Arbeitsmarkt 4.0

Die Auswirkungen der Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt sind ins Zentrum der Debatte um den technologischen Wandel gerückt. Denn sie transformiert Unternehmen mit massiven Auswirkungen auf die Arbeitswelt. Technologische Treiber hinter diesen Veränderungen sind die weiterhin steigende Rechenleistung, ungebremstes Datenwachstum, Robotik und Künstliche Intelligenz. Wie diese Technologien auf die Arbeitsnachfrage wirken, ist nach wie vor hoch umstritten. Unstreitig ist, dass sie zu einem Wandel der Berufsbilder und Wirtschaftssektoren führen.

Denn zum ersten Mal sind neben manuellen auch kognitive Routinetätigkeiten des Menschen durch Maschinen ersetzbar. Den Unternehmen bietet der Einsatz digitaler Technologien enorme Einsparungspotenziale. Sie führen zu Effizienzgewinnen – mit weniger Beschäftigten lässt sich oftmals ein sogar ein höheres Maß an Arbeit bewältigen. 

 

Den Blick weiten für die Veränderungen des Dienstleistungssektors

 

Während sich der Industriesektor bereits seit Jahrzehnten umfassend automatisiert und im Zuge dessen deutliche Beschäftigungsrückgänge zu verzeichnen hat, steht der Dienstleistungssektor angesichts der Geschwindigkeit der Digitalisierung vor grundlegend neuen Herausforderungen. Da Wirtschaftspolitik in Deutschland zunächst Industriepolitik ist, werden die Veränderungen innerhalb des Dienstleistungssektors von der Politik kaum zur Kenntnis genommen. Industriepolitische Strategien werden allerdings nicht ausreichen, um die Veränderungen des gesamten Arbeitsmarktes adäquat zu adressieren.

 

Qualifizierungs- und Arbeitspolitik ergänzen sich

 

Diese Veränderungsprozesse stellen besonders hohe Ansprüche an das Qualifikationsprofil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. So werden bestimmte Berufsbilder wichtiger oder sie entstehen gänzlich neu, andere Berufsbilder hingegen verlieren an Relevanz. Vor diesem Hintergrund rücken Qualifizierungs- und Arbeitspolitik noch enger zusammen. Denn Weiterbildung ist der Schlüssel, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Arbeit und Lohn zu halten. Da in den nächsten Jahren der demographische Wandel den Wettbewerb um Fachkräfte weiter verschärfen wird, rücken Weiterbildung und -qualifizierung als zentrale strategische Maßnahmen in den Mittelpunkt. Aber, welche Kompetenzen sollen mit Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen aufgebaut werden? Dies ist die Schlüsselfrage jeglicher Qualifizierungsstrategie.

 

Kompetenzprognosen als Steuerungselement in der Arbeits- und Qualifizierungspolitik

 

Um auf diese Frage Antworten geben zu können, müssen wir uns mit bestehenden und zukünftigen Kompetenzanforderungen befassen. Ein sorgsames Kompetenzmonitoring (Skills Forecasting), das sich auf bereits verfügbare und neue Datenbestände stützt, kann Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Weiterbildungsträger und Unternehmen entscheidend über den Wandel der Berufsbilder informieren. Der Arbeitspolitik eröffnet sich darüber ebenfalls eine weitere, empirische Entscheidungsgrundlage. Die durch die Digitalisierung beschleunigten Veränderungen von Kompetenzen müssen analysiert und verstanden werden, um Ausbildungs-, Rekrutierungs- und Weiterqualifizierungsstrategien zu entwickeln und anzupassen. Methoden zur Erfassung und Analyse dieses Wandels von Berufsbildern werden dringend benötigt. Daher muss sich die Politik stärker mit innovativen Ansätzen und neuen Methoden zur Auswertung verfügbarer und neuer Datenbestände befassen.

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