Woran wir gerade arbeiten: Newsletter Mai 2018

May 30, 2018

Woran wir gerade arbeiten

Wettbewerbshüter untersuchen zunehmend die Praktiken großer Internet-
Unternehmen. Nicola Jentzsch beschäftigt sich in diesem Zusammenhang derzeit mit der Frage, wie aus personenbeziehbaren Daten Marktmacht entsteht und ob exzessive Datensammlungen Verbraucher schädigen. Ihre Analyse veröffentlicht Sie voraussichtlich im Juli.
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Die Bundesregierung hat angekündigt, Wissenschaft und Industrie im Bereich der Künstlichen Intelligenz zu fördern, um die Erforschung und wirtschaftlichen Nutzung dieser Technologien in Deutschland anzutreiben. Stefan Heumann und Dietmar Harhoff entwickeln derzeit mit einem Team von Expert:innen einen ersten Vorschlag, wie eine nationale KI-Strategie aussehen könnte. Die Veröffentlichung wird in den nächsten Wochen erfolgen.
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Medien, NGOs und andere Organisationen prüfen mit Fact-Checking-Teams Falschnachrichten im Netz und stellen sie mit gezielten Artikeln richtig. Ob das Fact-Checking oder “Debunking” im Kampf gegen Fake News funktioniert, untersucht gerade Alexander Sängerlaub. Seine Analyse erscheint im Juni.
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Geht es um IT-Sicherheit, existieren in Europa bisher kaum Sicherheitsstandards für internetfähige Elektronikgeräte wie Internet-Router, Drucker oder Kühlschränke. Jan-Peter Kleinhans bereitet einen Workshop vor, um Expert:innen aus dem Bereich Produktsicherheit und der  IT-Sicherheit zusammenzubringen. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie existierende Standards wie das CE-Kennzeichen um Anforderungen zur IT-Sicherheit erweitert werden könnten.
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Sven Herpig und Julia Schütze bereiten die erste Konferenz zur deutschen Cyber-Sicherheitspolitik vor, die am 6. Juni in Berlin in Kooperation mit der Bundesakademie für Sicherheitspolitik stattfinden wird. Diskutiert wird unter anderem die Frage, wie Sicherheitsbehörden mit ihnen bekannten Schwachstellen in Software, Hardware und Online Services umgehen sollen. Zu den Gästen zählen Andreas Könen (BMI), zuständig für IT-Sicherheit und Öffentliche Sicherheit, Ari Schwartz, ehemaliger nationaler Cyber-Sicherheitsdirektor unter Barack Obama und Lucie Krahulcova aus dem Brüsseler Büro der internationalen Digital Rights Organisation Access Now. Eröffnet wird die Veranstaltung durch Staatssekretär Klaus Vitt (BMI).


Was wir gerade mit Interesse lesen

Geheimdienst-Kontrolleur:innen in den Niederlanden haben einen Bericht veröffentlicht, der erstmals die gemeinsam geführte Datenbank von 30 europäischen Nachrichtendiensten (die sogenannte "Counter Terrorism Group") umfassend untersucht. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass es für diese Zusammenarbeit und den Austausch von Daten zwischen den Nachrichtendiensten keine Rechtsgrundlage und keine ausreichend Kontrolle gibt. Gelesen von Kilian Vieth.
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Ein Cyber-Sicherheitsunternehmen aus den USA hat einen Bericht über das Innenleben von Irans staatlich gelenktem Hacker-Programm vorgelegt. Die Analyse basiert laut Autoren auf Interviews eines Insiders, der selbst als Hacker im Iran für den Staat gearbeitet habe. Iran wird vorgeworfen, eine Reihe von Cyber-Angriffen auf Saudi-Arabien, die USA und andere Staaten verübt zu haben. Gelesen von Sven Herpig.
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Wie sich der Bereich der Künstlichen Intelligenz in den nächsten Jahren entwickeln könnte, hängt auch davon ob, wie sich die KI-Forschung in der Vergangenheit entwickelt hat. Rodney Brooks, ein renommierter Informatiker und ehemalige Direktor des MIT Computer Science and Artificial Intelligence Laboratory, hat deshalb auf seinem Blog ein kurzes Essay über die Entstehungsgeschichte der Forschung zu Künstlicher Intelligenz geschrieben. Gelesen von Tobias Knobloch.
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Als Pionier der Robotik erklärt Rodney Brooks in einem Podcast die Entstehung dieser Disziplin und ihre zunehmende Verschmelzung mit Künstlicher Intelligenz (KI). Konträr zu den Warnungen vor technologischer Arbeitslosigkeit durch den Einsatz dieser Technologien, sieht Brooks darin keine Gefahr. Im Gegenteil: Er hält zukünftigen Arbeitskräftemangel für wahrscheinlicher. Gestützt auf seine Erfahrung in beiden Disziplinen, dämpft er die Erwartungen an KI und Robotik. Gehört von Philippe Lorenz.
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Staatlich gesteuerte Cyber-Angriffe nehmen weltweit zu und sind eine ernstzunehmende Bedrohung für den Frieden. Warum es auf internationaler Ebene nicht gelingt, verbindliche Absprachen zu treffen und das Wettrüsten im Netz einzudämmen, erklärt Michael Schmitt in einem Blog-Post für Just Security. Gelesen von Stefan Heumann.
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Facebook steht unter enormen politischen Druck, seitdem russische Gruppen die Plattform für Wahlkampf-Manipulationen während der US-Wahl genutzt haben. Facebook testet nun die neu entwickelten Gegenmaßnahmen in Irland, wo am 25. Mai ein nationales Referendum stattfindet, welches sehr knapp ausfallen könnte. Bereits im Vorfeld des Referendums gab es Berichte über digitale Einflussversuche aus dem Ausland. Gelesen von Sebastian Rieger.


Überblick: Aktuell veröffentlichte Papiere und Beiträge

 

Standardisierung und Zertifizierung zur Stärkung der internationalen IT-Sicherheit (Papier): Ein Überblick über die Standardisierungsgremien, Normungsorganisationen und Zertifizierungsprozesse, die maßgeblich nationale und internationaler IT-Sicherheitspolitik beeinflussen. Wichtig mit Blick auf den geplanten Cybersecurity Act der EU sowie andere IoT-Regulierung. Von Jan-Peter Kleinhans.
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Synthetische Daten: Innovationspotential und gesellschaftliche Herausforderungen (Papier):  Die Synthetisierung von Daten könnte es Unternehmen und Behörden zukünftig erlauben, personenbezogene Daten massenhaft auszuwerten und gleichzeitig hohe Datenschutzstandards einzuhalten. Das Papier von Nicola Jentzsch erklärt dieses technische Verfahren und diskutiert Vor- und Nachteile.
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Net neutrality in Europe and the role of broadband measurement (Papier): Mit welchen Messverfahren können Regulierungsbehörden in Europa den Fortschritt des Breitband-Ausbaus beobachten und die Einhaltung von Netzneutralitätsregeln in der digitalen Infrastruktur kontrollieren? Von Björn Boening.


Woran wir uns nicht mehr erinnern

3. bis 4. Jahrhundert n.Chr. – In Indien ist das erste Dezimalsystem bekannt, in dem es auch ein eigenes Zeichen für den Wert null gibt. Obwohl sich die Erkenntnis, dass „0“ eine Zahl ist,  insbesondere in Europa nicht widerstandslos durchsetzte, sollte sich später zeigen, dass sie bahnbrechend für die mathematische Wissenschaft und nicht zuletzt für die moderne digitale Welt sein würde. Erinnert von Johanna Famulok (Quelle).