Investition, Intervention, Impact - Der Soziale Wirkungskredit in Deutschland

Policy Brief

Executive Summary

Der Soziale Wirkungskredit (SWK) sucht hartnäckige gesellschaftliche Probleme wirksamer als bestehende Ansätze zu lösen. Hierzu bilden öffentliche Verwaltung, private Vorfinanzierer und Sozialdienstleister eine Wirkungspartnerschaft, die von einem Intermediär gemanagt und von einem Gutachter evaluiert wird.

Der SWK stellt damit eine neuartige, innovative Form sozialen Regierens dar. Allerdings wurden bislang weder der Wirkungskredit noch seine Potenziale und He- rausforderungen im deutschen Sozialsystem hinreichend verstanden beziehungsweise unabhängig untersucht und beurteilt. Die Associate-Gruppe „Innovatives Regieren | Social Impact Bonds“ der stiftung neue verantwortung hatte sich zum Ziel gesetzt, eine solche Beurteilung vorzunehmen. Nachfolgend präsentieren wir unsere Ergebnisse und Empfehlungen.

Mehrwert ja, Revolution nein

Der Mehrwert des SWK liegt für politisch- administrative Entscheiderinnen und Entscheider darin, dass er die Wirksamkeit sozialer Dienstleistungen mit Einsparungen für öffentliche Einrichtungen verbindet. Zugleich lagert er die höheren Durchführungskosten intensiver (in der Regel präventiver) Ansätze zunächst auf externe Geldgeber aus. Somit ermöglicht der SWK, dass Bedürftigen zielgruppengerechter, intensiver – und somit wirksamer – als bei herkömmlichen Maßnahmen geholfen wird.

Der SWK wird unser Sozialstaatsmodell jedoch nicht grundlegend umwerfen. Dafür sind alleine die Anforderungen an das Ins- trument und seine Anwendung zu hoch. Allerdings bietet er sich als Werkzeug gerade für jene sozialen Problemlagen an, in denen bisherige Maßnahmen nur begrenzten Erfolg gezeitigt haben. Hierzu zählt die Gefährdung von Kindern innerhalb der Familie ebenso wie Jugendarbeitslosigkeit oder die Erwerbsunfähigkeit durch psychische Erkrankung.

Modellprojekte auflegen, Kompetenzen bündeln, Ausfallrisiken senken

Wir empfehlen, weitere SWK-Modellprojekte aufzulegen, Kompetenzen auszutauschen beziehungsweise zu bündeln und Maßnahmen zu ergreifen, um Ausfallrisiken zu senken. Wir regen hierzu einen Wissens- und Kompetenztransfer unter SWK-Akteuren und Interessierten an, der mittelfristig in eine Kompetenzplattform in Gestalt eines Labs oder einer Taskforce münden kann. Darüber hinaus erachten wir die Errichtung eines Kompetenzzentrums ähnlich dem britischen Centre for Social Impact Bonds als äußerst sinnvoll. Denn wir halten den SWK für einen Wirkungstreiber mit Perspektive.

Der vorliegende Policy Brief ist das Ergebnis einer zehnmonatigen Zusammenarbeit von Finanz- und Haushaltsexpertinnen und -experten, sozialen Praktikerinnen, Referatsleiterinnen und Referentinnen in Bundesministerien und Wirtschaftswissenschaftlern. Er liefert wichtige Erkenntnisse und Einsichten für Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung, aber auch in Sozialunternehmen, Wohlfahrtsverbänden, Stiftungen und anderen Akteuren im entstehenden sozialen Kapitalmarkt. 

February 12, 2015
Authors: 

Mark T. Fliegauf (Fellow) und Projektteam "Innovatives Regieren | Social Impact Bonds"