Cyberdiplomatie und Cyberaußenpolitik

Je stärker Gesellschaften sich digitalisieren, desto mehr rückt Cybersicherheit in den Fokus ihrer Außen- und Sicherheitspolitik. Und weil die Herausforderungen und Bedrohungen in diesem Bereich global sind und weiter zunehmen, ist internationaler Dialog wichtiger denn je.  Allerdings herrscht in der Cyberdiplomatie weitgehend Stillstand. Zwar gibt es Versuche, etwa auf Ebene der Vereinten Nationen (UN), die Kooperation oder wenigstens Abstimmung in Fragen der Cybersicherheit voranzutreiben. Doch die Fortschritte sind minimal; immer stärker hinkt die Cyberdiplomatie den drängenden Problemen hinterher. Das Team Internationale Cybersicherheitspolitik der SNV  widmet sich daher der Frage, wie eine wirksame und zukunftsgerichtete Cyberdiplomatie aussehen könnte.
 

Unter Cyberdiplomatie verstehen wir internationalen Dialog, Koordination und Kooperation mit dem Ziel, cybersicherheitspolitische Probleme zu lösen. Dabei spielen internationale Organisationen wie die UN und Formate wie die Freedom Online Coalition eine große Rolle. Gleichzeitig ist es entscheidend, in sogenannten Multi-Stakeholder-Formaten auch nicht-staatliche Akteure – also aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft – einzubeziehen, wie es etwa in Initiativen wie dem Paris Call for Trust and Security in Cyberspace geschieht.

Während der Begriff der Cyberdiplomatie eine internationale Perspektive beschreibt – gemeint sind alle Akteur:innen, die sich auf internationaler Ebene mit Cybersicherheitsproblemen beschäftigen – bezieht sich das Konzept der Cyberaußenpolitik auf die internationalen Aktivitäten einzelner Staaten. In der deutschen Cyberaußenpolitik nimmt die Europäische Union eine besondere Rolle ein.


Das Projekt “Wege zur Implementierung – von Cyberdiplomatie-Bekenntnissen zu nationalen Policies” hat das Ziel, konkrete Vorschläge zu erarbeiten, wie Cyberdiplomatie-Bekenntnisse wie die elf Cyber-Normen der UN in nationale Politik übersetzt werden können. Aktuell liegt der Fokus dieses Projekts auf der Frage, wie Staaten dazu beitragen können, die Sicherheit von Software-Lieferketten zu erhöhen, und welche Möglichkeiten der internationalen Kooperation in diesem Bereich liegen. Im Rahmen dieses Projekts  verfolgen wir auch die Entwicklungen rund um die Open-Ended Working Group (OEWG) für Cybersicherheit der Vereinten Nationen. Dieses Projekt wird vom Auswärtigen Amt gefördert.

Im Projekt “Die cyber-normative Macht des Faktischen – Cyberdiplomatie und Staatenpraxis” untersuchen wir, wie Staaten durch ihr Handeln normative Vorstellungen über die staatliche Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien prägen. Wir analysieren,  wie Staaten Cyberoperationen deren Urhebern öffentlich zuschreiben (die sogenannte direkte politische Attribution). Ziel ist es herauszufinden, welche normativen Vorstellungen diese Staatenpraxis zum Ausdruck bringen und verbreiten soll. Dieses Projekt wird gefördert durch die Deutsche Stiftung Friedensforschung (DSF) in Verbindung mit einer Mittelzuwendung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).

Beschreibung des Projekts “Die cyber-normative Macht des Faktischen - Cyberdiplomatie und Staatenpraxis” auf der Website der Deutschen Stiftung Friedensforschung


 

Cyberdiplomatie-Arbeitsgruppen

Für die einzelnen Themen rufen wir regelmäßig Cyberdiplomatie-Arbeitsgruppen ins Leben. Diese Arbeitsgruppen nehmen Analysen vor und entwickeln Handlungsempfehlungen, die als SNV-Policy Papiere veröffentlicht werden.
 

Die Rolle des Staates in der Erhöhung der Sicherheit von Software-Lieferketten (2022-2023)

   

 

Laura K. Bate Georgetown University
Anne Bertucio Google
Mary Brooks Wilson Center
Madeline Carr University College London
Sonia Compans European Telecommunications Standards Institute
Philip Engelmartin SAP
Allan Friedman  
Hans Gabriel  
Sven Herpig Stiftung Neue Verantwortung
Trey Herr Atlantic Council
Stefan Hessel Reuschlaw legal consultants
Bart Hogeveen Australian Strategic Policy Institute
Camino Kavanagh King’s College London
So Jeong Kim Institute for National Security Strategy
Andreas Kuehn Observer Research Foundation
Lim May-Ann Fair Tech Institute
Neno Malisevic Microsoft
Jiro Minier DCSO
Volker Roth Freie Universität Berlin
Stefan Saatmann Siemens
Tara Tarakiyee Sovereign Tech Fund
Udbhav Tiwari Mozilla
Kaylin Trychon Chainguard
Benjamin Wuebbelt Bird&Bird
Chris Wysopal Veracode

 

Cyber Norms on Attribution (2022-2023)

   

 

Greg Austin International Institute for Strategic Studies
Rebecca Beigel Stiftung Neue Verantwortung
Isabella Brunner University of Vienna (PhD researcher)
Kristen Eichensehr University of Virginia
Garett Hinck Columbia University (PhD researcher)
Ken Katayama Keio University Global Research Institute 
Henning Lahmann Leiden University
Jiro Minier DCSO
Dai Mochinaga Shibaura Institute of Technology
Saher  Naumaan  BAE Systems 
Takashi Seto National Institute for Defense Studies Japan
Wilhelm Vosse International Christian University Tokyo
Kerstin Zettl-Schabath University of Heidelberg