Woran wir gerade arbeiten: Newsletter April 2022

28. März 2022

Woran wir gerade arbeiten

Der Krieg in der Ukraine und insbesondere seine digitalen Schauplätze haben in den vergangenen Wochen auch uns beschäftigt – aktuelle Medien- und Debattenbeiträge unserer Expert:innen hierzu finden Sie auf unserer Homepage. Um den Umgang der EU mit russischer Desinformation geht es in einem virtuellen Hintergrundgespräch mit Lutz Guellner, Leiter der Abteilung Strategische Kommunikation des Europäischen Auswärtigen Dienstes in Brüssel, zu dem die SNV am 7. April einlädt. Hier erfahren Sie mehr über die Veranstaltung und können sich anmelden.

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Im Februar hat die EU-Kommission ihren Entwurf für den EU Chips Act vorgestellt. Krisenmanagement spielt darin eine zentrale Rolle, auch weil viele Industriezweige unter anhaltender Halbleiter-Knappheit leiden. Von der Kommission ist ein detailliertes Lieferketten- und Nachfrage-Monitoring angedacht, auch soll es Mechanismen geben für den Fall, dass es wieder zu Engpässen kommt – etwa Exportbeschränkungen und priorisierte Bestellungen. Unsere Expert:innen Jan-Peter Kleinhans und Julia Hess gehen aktuell der Frage nach, ob die geplanten EU-Maßnahmen ein wirksames Mittel sind, um Knappheiten früh zu erkennen und Schaden von der Wirtschaft abzuwenden.  

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Nicht nur Halbleiter, sondern auch künstliche Intelligenz (KI) wird in den kommenden Jahren enormen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit, technologische Abhängigkeit und Sicherheit von Staaten haben. Deshalb bauen wir ein eigenes Expert:innen-Team auf, das vor allem Data-Science-Ansätze nutzen wird. Eine Stellenausschreibung läuft noch bis zum 27. März.

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Unsere Data Science Unit um Pegah Maham wird sich in den kommenden Monaten auf den Arbeitsmarkt für KI-Fachkräfte konzentrieren. Ihr Team will Daten aufbereiten und Analysen durchführen, um den KI-Fachkräftemangel in Deutschland besser zu verstehen und die Diskussion um sinnvolle politische Maßnahmen voranzutreiben.


 


Was wir gerade lesen

Kann maschinelles Lernen auch im sozialen Sektor und in der Entwicklungshilfe eingesetzt werden? Ja – lautet der Tenor dieses lesenswerten Artikels in der Stanford Social Innovation Review. Maschinelles Lernen sei das „nächste große Ding“ im sozialen Sektor, schreiben die Autoren. Sie erklären, wie Machine Learning eingesetzt wurde, um die Bildungschancen von Mädchen im ländlichen Indien zu verbessern, und zeigen, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit NGOs die Technologie in ihrem Arbeitsalltag nutzbringend einsetzen können. Gelesen von Pegah Maham.

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„Semiconductors have become of such importance that many governments around the world view them as a strategic resource. Evidence of this can be seen not only in the various governments subsidies…” Was wie ein aktueller Kommentar zur europäischen Halbleiterpolitik klingt, sind die einleitenden Worte eines Papiers des US-Marktanalyse-Unternehmens VLSI Research – aus dem Jahr 1988. Natürlich hat sich die Halbleiterindustrie seither stark verändert. Trotzdem sind einige der beschriebenen Marktdynamiken, ökonomischen Effekte und Abhängigkeiten auch heute noch relevant; das Papier zeigt, dass es schon immer einen Wettbewerb um Chips gegeben hat – nicht nur zwischen Unternehmen, sondern auch zwischen Staaten. Gefunden von Jan-Peter Kleinhans.

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Mit der Krise der deutschen Auslandsberichterstattung beschäftigt sich eine neue Studie der Otto-Brenner-Stiftung. Wie kann es sein, fragt der Autor, dass in einer immer stärker vernetzten Welt voller neuer technischer Möglichkeiten die „weißen Flecken“ auf der Landkarte der journalistischen Berichterstattung größer werden? Neben verlagswirtschaftlichen Faktoren sieht er die Ursachen auch in der Zunahme von staatlicher Propaganda im Netz: Soziale Medien und ihre Prominenz in der Auslandsberichterstattung hätten es autoritären Regimen leichter gemacht, Zweifel an Fakten zu säen und Fake News zu verbreiten. Empfohlen von Luisa Seeling.
 

 


Aktuelle Veröffentlichungen

Das Digitale-Dienste-Gesetz (Digital Services Act, DSA) gilt in Teilen der Öffentlichkeit schon jetzt als Meilenstein der Internet-Regulierung. Damit aber aus dem Entwurf ein EU-Gesetz mit Durchschlagskraft werden kann, sollte ein zentraler Aspekt viel stärker berücksichtigt werden, meint Julian Jaursch, SNV-Experte für digitale Öffentlichkeit: der des Plattformdesigns. Warum Design so wichtig ist und welche Passagen des DSA angepasst werden sollten, erklärt Jaursch in seinem neuen, englischsprachigen Papier.

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Unser Online-Tool intelligence-oversight.org hat ein Update bekommen. Die Seite, die von den SNV-Expert:innen Charlotte DietrichKilian Vieth-Ditlmann und Thorsten Wetzling in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung entwickelt wurde, sammelt internationale Beispiele für gute Rechtsnormen und bessere Aufsichts- und Kontrollmechanismen über Nachrichtendienste. Intelligence-oversight.org umfasst nun neue Good Practices aus unterschiedlichen demokratischen Ländern, einschließlich Deutschlands. Welche Änderungen die Reform des BND-Gesetzes im vergangenen Jahr gebracht hat, analysieren Kilian Vieth-Ditlmann und Thorsten Wetzling in einem aktuellen Beitrag auf aboutintel.eu, dem von der SNV initiierten paneuropäischen Debattenforum zu Geheimdienstpolitik. 

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Welche Risiken ergeben sich aus der europäischen Abhängigkeit von Chinas Halbleiter-Produktion? Dieser Frage gehen SNV-Experte Jan-Peter Kleinhans und John Lee, ehemals Analyst am Mercator Institut für China-Studien (MERICS), als Mitglieder des europäischen Forschungskonsortiums Digital Power China (DPC) in einem gemeinsamen Beitrag nach.