Think Tank für digitale Technologien, Politik und Gesellschaft

Im Bereich der Außenpolitik, in der Wirtschaftspolitik oder in der Umweltpolitik existiert in Deutschland eine Vielzahl hervorragender Forschungsinstitute und Denkfabriken. Bei Fragen der Digitalisierung und neuer Technologien fehlen vergleichbare Organisationen, in denen Expert:innen zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Fragen unabhängig arbeiten. Diese Lücke in der deutschen Instituts- und Think Tank-Landschaft möchte die Stiftung Neue Verantwortung (SNV) füllen. Dafür bringen wir technisches Fachwissen und Expertise zu gesellschaftlichen und politischen Zusammenhängen in einer Organisation zusammen. Wir erarbeiten und veröffentlichen Analysen, entwickeln Handlungsempfehlungen für politische Entscheidungsträger:innen, führen Expert:innen-Workshops durch, laden zu öffentlich zugänglichen Fachdiskussionen ein und erklären Zusammenhänge und Hintergründe in den Medien.

 

Themen- und Arbeitsschwerpunkte der Stiftung Neue Verantwortung

Viele Technologie- und Digitalisierungsthemen in Politik und Gesellschaft sind Querschnittsthemen und verändern sich schnell. Geht es darum, in diesem Bereich funktionierende Vorschläge zu entwickeln, ist häufig Expertise aus vielen verschiedenen Fachgebieten nötig. Unsere Organisation hat deshalb keinen Schwerpunkt in einem bestimmten Fachbereich wie der Verteidigungs-, Wirtschafts- oder Außenpolitik, sondern bringt jeweils das Fachwissen und die Expert:innen zusammen, die zur Lösung eines konkreten Problems benötigt werden. Ein Beispiel ist unsere Arbeit im Bereich IT-Sicherheitspolitik: Hier beschäftigen sich unsere Expert:innen mit den globalen Lieferketten von IT-Herstellern, mit Erfahrungen aus dem Verbraucherschutz, den Strategien Online-Krimineller, den Entwicklungen von Technologie-Märkten oder mit den Normungsgremien auf europäischer Ebene.

Unsere Arbeitsgebiete sind abhängig von gesellschaftlichen Entwicklungen und verändern sich ständig. Aktuell beschäftigen wir uns unter anderem mit folgenden Fragen:

  • Datenökonomie: Digitale Technologien haben Wertschöpfungsketten, Wettbewerbsdynamiken und das Verhalten von Verbrauchern auf Märkten verändert. Wie kann Wirtschaftspolitik reagieren?
  • Digitale Grundrechte, Überwachung & Demokratie: Wie kann staatliche Überwachung in einer vernetzten Gesellschaft wirksam kontrolliert, sinnvoll begrenzt und ausreichend dokumentiert werden?
  • Technologie und Geopolitik: Welche Rolle spielt Europa in globalen Hochtechnologie-Wertschöpfungsketten und wie wirken sich Handels- und Außenpolitik auf diese aus?
  • Internationale Cyber-Sicherheitspolitik: Cybersicherheit und Cyber-Verteidigung sind neue Bereiche für die deutsche Politik. Was können wir von globalen Entwicklungen und Strategien anderer Staaten lernen?
  • Künstliche Intelligenz & Außenpolitik: Fortschritte im Bereich Künstlicher Intelligenz erzeugen neue Abhängigkeiten in der globalen Wirtschaft und verändern die militärischen Kräfteverhältnisse zwischen Staaten. Was bedeutet dies für die deutschen Außenpolitik?
  • Stärkung digitaler Öffentlichkeit: Digitale Plattformen eröffnen Menschen und Gesellschaften neue Kommunikationsräume, bringen aber auch Risiken mit sich. Welche Maßnahmen und Reformen sind geeignet, um nicht nur Symptome, sondern strukturelle Herausforderungen digitaler Plattformen und Informationsräume anzugehen?
  • Data Science Unit: Mit der SNV Data Science Unit erweitern wir unsere Think Tank Arbeit um quantitative, datengetriebene Methoden.

Die Arbeitsweise und der Aufbau des Think Tanks

Die Politik und Gesellschaft verändern sich. Deshalb müssen sich auch Expert:innen-Organisationen verändern. Die Stiftung Neue Verantwortung arbeitet deshalb anders als konventionelle Forschungsinstitute und Think Tanks.

Kollaboration

Wir glauben, dass es für eine einzelne Person oder eine einzelne Organisation nicht möglich ist, allein genug Fachwissen und Erfahrung zu besitzen, um ein komplexes gesellschaftliches oder technologisches Problem zu verstehen – ganz zu schweigen davon, dafür Lösungen oder Handlungsempfehlungen zu erarbeiten. Der Aufbau und die gesamte Arbeitsweise der SNV ist deshalb darauf ausgerichtet, die Expertise und das praktische Wissen zu nutzen, das außerhalb unserer eigenen Organisation vorhanden ist: Innerhalb von Forschungsorganisationen, Unternehmen, zivilgesellschaftlichen Gruppen, Behörden oder bei engagierten Bürger:innen. Die Expert:innen der SNV sind zwar selbst Spezialist:innen in ihrem Gebiet, arbeiten aber immer eng in einem Netzwerk anderer Expert:innen oder Praktiker:innen zusammen.

Geschwindigkeit

Unabhängiges und fundiertes Wissen hilft der Politik bessere Entscheidungen zu treffen und leistet einen wichtigen Beitrag, damit öffentliche Debatten sachlicher geführt werden. In der Realität können Analysen und Papiere aber nur dann helfen, wenn Sie der Politik und der Öffentlichkeit rechtzeitig zur Verfügung stehen. Deshalb erstellen wir keine lang angelegten und umfangreichen Studien, sondern richten unsere Arbeitsweise darauf aus, ein Problem schnell zu analysieren und erste Lösungsideen zu skizzieren. Dies gibt uns die Möglichkeit, uns mit aktuellen gesellschaftlichen Problemen zu beschäftigen und laufende technologische und gesellschaftliche Entwicklungen zu berücksichtigen.

Radikale Prüfung

Wir testen unsere Ideen und Problemanalysen früh in Workshops mit anderen Expert:innen und Praktikern aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung. Dies hilft uns, die guten von den schlechten Vorschlägen zu trennen, Ideen zu verbessern oder sie früh ganz zu verwerfen. Je mehr Feedback und Kritik eine Idee erhält, desto besser lassen sich Schwächen erkennen und Verbesserungen vornehmen. Diese Methodik ist kein einmaliges Ereignis, sondern wiederholt sich ständig. Erst durch die Iteration entstehen innovative Vorschläge, in die eine Vielzahl unterschiedlicher Perspektiven eingeflossen sind. Das Ergebnis sind sehr konkrete und umsetzbare Politik-Vorschläge, die gesellschaftlich tragfähig sind und die nicht nur einer Interessengruppe dienen.

Expertinnen und Experten der SNV

Bei der Stiftung Neue Verantwortung arbeiten derzeit 19 Expert:innen. Teil des Teams sind u. a. eine Ökonomin, ein Ingenieur, Politikwissenschaftler:innen, Personen mit Arbeitserfahrung in Ministerien, Unternehmen und NGOs. Sie alle haben einen akademischen Hintergrund und sind auf politische und gesellschaftlichen Fragen neuer Technologien spezialisiert. Eine Liste der Expert:innen der Stiftung Neue Verantwortung finden Sie hier.

Finanzierung und Unabhängigkeit

Um unsere inhaltliche Unabhängigkeit zu gewährleisten und unserer Arbeit zugleich einen stabilen institutionellen Rahmen zu geben, haben wir uns für eine Mischfinanzierung durch möglichst viele unterschiedliche Geldgeber entschieden. So kamen im Jahr 2019 rund 88 Prozent des Gesamtbudgets aus Fördermitteln und Spenden gemeinnütziger Stiftungen und öffentlicher Institutionen. In Abhängigkeit der jeweiligen Projektlaufzeiten ändert sich die Förderstruktur der SNV jährlich. Hier werden alle Geldgeber der SNV, die Finanzierungssumme sowie ihr jeweiliger Anteil am Gesamtbudget der Jahre 2016 bis 2019 aufgelistet. Alle unsere Analysen, Handlungsempfehlungen oder sonstigen Papiere werden ebenfalls auf unserer Website veröffentlicht und stehen immer der Öffentlichkeit zur Verfügung.

Weitere Fragen zu unserer Arbeit und zu der Entstehung der SNV werden in den FAQs behandelt.

Unsere Organisationskultur & Werte

Gemeinnützigkeit 

Wir arbeiten gemeinnützig. Das heißt, wir entwickeln unsere Expertise mit dem Ziel, Grund- und Menschenrechte und die Demokratie zu schützen und zum Gemeinwohl und Wohlstand beizutragen. Gemeinnützigkeit bedeutet für uns auch, dass wir unsere Expertise nicht nur einzelnen Fach-Communities, sondern der Gesellschaft insgesamt zur Verfügung stellen. Deshalb machen wir alle unsere Papiere frei verfügbar. Wir beteiligen uns sowohl an Fachdebatten als auch an breiten gesellschaftspolitischen Diskursen. 

Unabhängigkeit

Für unsere Arbeit und deren Glaubwürdigkeit ist Unabhängigkeit unerlässlich. Es ist uns wichtig, unabhängig von politischen Parteien, großen Tech-Firmen und sonstigen Partikularinteressen zu arbeiten. Deshalb identifizieren wir unsere Themen selbst und bearbeiten diese ergebnisoffen. Geldgeber:innen und Vereinsgremien haben weder auf unsere Inhalte noch auf die Entstehung und Verbreitung unserer Expertise Einfluss. Um unsere inhaltliche Unabhängigkeit zu gewährleisten, haben wir uns ganz bewusst für eine Mischfinanzierung entschieden. Es gilt die Regel, dass kein einzelnes Unternehmen mehr als 5 Prozent unseres Gesamtbudgets im jeweiligen Jahr spenden darf. Auf unserer Webseite sind die Namen aller Unterstützer:innen der SNV, die Zahlen zur Finanzierung in aufgeschlüsselter Form sowie ihr jeweiliger Anteil am Gesamtbudget frei zugänglich. Dort geben wir auch an, wofür die Mittel verwendet werden.

Kollaboration 

Wir sind davon überzeugt, dass sich die drängenden Fragen zur Analyse und Gestaltung des technologischen Wandels nur gemeinsam mit Expert:innen aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung bearbeiten lassen. Pluralität und Diversität verstehen wir als Chance. Wir achten daher auf Vielfalt in unseren Netzwerken und beziehen Expertise aus unterschiedlichen Sektoren in unsere Arbeit mit ein.

Lernbereitschaft 

Wir arbeiten ergebnisoffen und setzen uns intensiv mit anderen Perspektiven und Meinungen auseinander. Dabei versuchen wir stets, eine selbstkritische Haltung zu bewahren. Darüber hinaus testen wir in unserer Arbeit regelmäßig neue, kreative Methoden und Prozesse, um uns ständig weiterzuentwickeln. Wir sind der Ansicht, dass eine lebendige Kommunikations- und Feedbackkultur zu besseren Ergebnissen beiträgt. Unsere Ideen, Arbeitsweisen und Methoden unterziehen wir regelmäßig einer radikalen Prüfung.

Unbequemlichkeit und gesellschaftspolitische Relevanz 

Wir arbeiten zu zentralen Fragen des technologischen Wandels und wollen uns in relevante gesellschaftspolitische Debatten einbringen. Diplomatische Umschreibungen meiden wir –wir bringen unsere Positionen gerne auf den Punkt. Wir scheuen uns nicht davor, auf Missstände aufmerksam zu machen und politische Entscheidungen konstruktiv zu kritisieren. Dafür beteiligen wir uns zum Beispiel an offenen Briefen, treten als Sachverständige im Parlament auf oder organisieren an Parteien gerichtete Aufrufe wie zur Bundestagswahl 2021. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, aktuelle Entwicklungen zu hinterfragen und Standpunkten zu widersprechen, wenn wir dies für inhaltlich geboten halten. Dabei diskutieren wir auf Augenhöhe und mit Respekt.